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Meldung
Erster Gedankenaustausch zum Thema „Gemeinschaftliches Wohnen“ in Romrod
Was wird alles unter dem Begriff „gemeinschaftliches Wohnen“ verstanden, wie kann das konkret aussehen und was könnte das für Romrod bedeuten – auf diese Fragen versuchte die Veranstaltung mit Beispielen und den geführten Diskussionen im Rahmen des Projektes „Zukunftswerkstatt Kommunen“ (ZWK) Antworten zu geben.
Fast 20 Personen waren der Einladung der Stadt Romrod am 17. Juni ins Bürgerhaus zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung „Gemeinschaftliches Wohnen – ein Thema für Romrod?“ gefolgt. Die Veranstaltung wollte anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und in den Austausch zu kommen. Die Mehrheit der Anwesenden hatte sich bisher noch nicht weiter mit dem Thema beschäftigt.
Zu anfangs erläutert Dr. Michael Glatthaar, Stadt- und Regionalplaner aus Göttingen, anhand von Beispielen, verschiedene Arten von „gemeinschaftlichem Wohnen“ in ländlichen Räumen. Der Großteil der „älteren“ Projekte, die bereits vor Jahren realisiert wurden, bezogen sich auf Ansätze von Wohnformen mit einer gemeinschaftlichen Pflege, barrierefreiem Zugang und mit Unterstützungsangeboten wie Einkaufsservice und Arztbesuche. Diesen Projekten gemein war überwiegend eine möglichst sozial verträgliche Miete, ein häufig langer Weg bis zur Umsetzung sowie meist einer Kombination von Fördermitteln der Dorf- und Regionalentwicklung sowie Städtebauförderung.
Projekte aus den letzten zehn Jahren waren oftmals aus der Motivation einer Gruppe, auf betreiben Einzelner oder der Kommune heraus entstanden, und sorgten mit ihrem Ansatz für eine andere Art des gemeinschaftlichen Zusammenwohnens sowie auch älter Werdens.
Sehr konkret wurde es bei dem Gespräch mit Liane Kohn vom Wohnprojekt Arnshain GmbH in der Alten Kelterei. Das knapp 5.000 qm große Anwesen in dem Kirtorfer Stadtteil, das bis 2021 als Seminarhaus genutzt wurde, ist nun Wohn- und Lebensraum für 14 Personen (https://wohnprojekt-arnshain.de/). Liane Kohn berichtet, wie die Idee zum Wohnprojekt entstand und wie dies langsam Gestalt annahm. Wichtig dabei war 2015 die Gründung des Fördervereins, um sich mit interessierten Menschen unter dem Motto „Leben und leben lassen“ zur Ausgestaltung des Wohnprojektes auszutauschen. „Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden“, so Liane Kohn, deswegen hat die Gruppe bundesweit interessante Projekte besucht und sich mit verschiedenen Menschen zu Fragen der Finanzierung und Förderung, von Betriebsmodellen und praktischen Fragen des Zusammenlebens ausgetauscht.
Die Wohnungen werden an die Bewohnerinnen und Bewohner vermietet, Niemand ist verpflichtet sich in die GmbH mit Eigenkapital einzukaufen. Es besteht aber die Möglichkeit sich mit Direktkrediten einzubringen. Neben den 60 bis 85 m² großen Wohnungen bietet das Areal vielseitige Hobby- und Gruppenräume, eine professionell eingerichtete Küche, Unterkünfte für Übernachtungsgäste sowie eine Gartenlandschaft mit Sitzecken zum Verweilen. Neben kulturellen Veranstaltungen wie z. B. dem Kunsthandwerkermarkt am 30. Juni ist für dieses Jahr auch noch ein Tag der offenen Tür im Wohnprojekt Arnshain geplant.
Im Anschluss an den Vortrag tauschten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen aus und nutzt vor allem auch die Möglichkeit, sich mit den anderen anwesenden Personen vom Wohnprojekt in Arnshain zu unterhalten, die sich sehr offen den vielen Fragen stellten. Hier zeigt sich eine weitere Erkenntnis des Abends: Miteinander reden und sich zuhören, gemeinsam nach Lösungen suchen – dies ist nicht nur im Wohnprojekt ein zentrales Element des Miteinanders unterschiedlichster Menschen.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass es wichtig ist, an dem Thema dranzubleiben. Denn eine oft gestellte Frage ist, wie sich Personen, die interessiert sind, finden und zusammenkommen. So beschäftigt sich eine Gruppe aus dem Umfeld des Fördervereins Sozialstation Romrod seit längerem mit diesem Thema und hat auch einen Besuch in Arnshain geplant. Frühzeitig anzufangen, das sei wichtig, denn es kann ein längerer Weg werden, bis man für sich das richtige gefunden hat. Bei allen Beispielen kommt es immer auf die Gegebenheiten und die Menschen vor Ort an, was daraus letztendlich entsteht. Bürgermeister Hauke Schmehl bedankte sich bei den Vortragenden und für die rege Beteiligung aller und schloß den Abend mit dem Angebot, dass „die Stadt das Thema weiterhin verfolgen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Anlässe für den Austausch schaffen wird“.
Weitere Informationen zu Veranstaltungen und aktuellen Wohnprojekten in Hessen gibt es bei der Landesberatungsstelle gemeinschaftliches Wohnen in Hessen. Die Präsentation mit unterschiedlichen Beispielen finden sich auf der Website der Stadt Romrod.
Quelle: ZWK-Romrod