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Selbstständigkeit im Alter stärken: Präventiver Hausbesuch in der Hansestadt Herford

Der demografische Wandel stellt die Versorgungsstrukturen in den Bereichen Alter und Pflege vor große Herausforderungen. Angesichts der wachsenden Zahl älterer Menschen ist langfristig mit einem weiterhin steigenden Pflegebedarf zu rechnen, für den die bestehenden Kapazitäten voraussichtlich nicht ausreichen werden.

Selbstständigkeit im Alter stärken: Präventiver Hausbesuch in der Hansestadt Herford

Beispielbild | © ZWK

Ein möglicher Lösungsansatz für die Probleme, die sich aus dieser Ausgangslage ergeben, ist der Präventive Hausbesuch (PHB). Dabei werden ältere Menschen in ihrer häuslichen Umgebung aufgesucht, um sie zu Themen der Gesundheitsförderung, Pflege, hauswirtschaftlicher Unterstützung und selbständigen Lebensführung zu beraten und Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Ziel ist es, durch eine niedrigschwellige Unterstützung älteren Menschen ein möglichst lange selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen.

In Herford werden Präventive Hausbesuche seit Mai 2018 durchgeführt. Das Vorhaben startete zunächst als Modellprojekt in zwei Stadtteilen für drei Jahre. Per Anschreiben von der Hansestadt Herford wurde allen dort lebenden Einwohnerinnen und Einwohner ab 75 Jahren ein Hausbesuch angeboten. Das Projekt ist an ein Stadtteilzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angegliedert. Dies hat den Vorteil, dass es einen festen Standort mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin gibt, die den Stadtteil gut kennt. 

Dieses niedrigschwellige Angebot wurde sehr gut angenommen und hat sich sehr schnell herumgesprochen, sodass auch Personen, die nicht direkt angesprochen wurde, selbst um Beratung gebeten haben. Insgesamt wurde von etwa der Hälfte der angesprochenen Personen der Hausbesuch in Anspruch genommen. Die Idee, die Akzeptanz der Beratung durch ein bekanntes Gesicht zu erhöhen und den PHB an ein Stadtteilzentrum anzubinden, hat sich als sinnvoll erwiesen. Das bekannte Gesicht im Stadtteil ist für die Aktivierung einer Unterstützungsanfrage eine förderliche Voraussetzung und erhöht die Selbstverständlichkeit, bei Fragen oder Problemen Hilfe- und Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. 

Aufgrund des großen Zuspruches für das Modellprojekt wurde der Präventive Hausbesuch verstetigt und seit Mai 2022 sukzessive auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Dazu arbeitet die Hansestadt Herford mit den in den Stadtteilzentren aktiven Wohlfahrtsverbänden AWO, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz sowie dem Diakonischen Werk zusammen. Die neuen Seniorlotsinnen und Seniorlotsen sind in der Regel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedenen Stadtteilzentren in der Stadt Herford und erhielten in Vorbereitung auf ihre Aufgabe eine Schulung, die von der Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK) finanziell unterstützt wurde.

Der präventive Hausbesuch dient nicht nur dem Ziel, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder hinauszuzögern, sondern ermöglicht es, im Rahmen der Daseinsvorsorge auch, prekäre Lebenslagen, insbesondere verdeckte Armut, Verwahrlosung und Vereinsamung zu erkennen und Unterstützung zu leisten sowie Teilhabeangebote zu ermöglichen.

Die mögliche Unterstützung (Beratung und ggfls. Casemanagement) durch den PHB dient dem Erhalt bzw. der Aktivierung der Selbständigkeit sowie der Selbstbestimmung und Teilhabe der angesprochenen Altersgruppe. Ältere Menschen sollen länger mobil bleiben, länger selbständig und eigenverantwortlich leben sowie dazu befähigt werden, ihre Ressourcen nach Möglichkeit zu nutzen. Zudem soll in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ein Sicherheitsgefühl geschaffen bzw. erhöht werden, indem die Stadt ihren Auftrag der Daseinsvorsorge in besonderem Maße wahrnimmt.